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Oberflächenvorbereitung

Ziel der Oberflächenvorbereitung von Stahlbauteilen ist es, Stoffe, die sich nachteilig auf die Haftung und die Schutzdauer von Korrosionsschutzsystemen auswirken, zuverlässig zu entfernen und den hinsichtlich Reinheit und Rauheit der Stahloberfläche geforderten Oberflächenvorbereitungsgrad zu erreichen.
Die normativen Vorgaben zu Vorbereitung bzw. Beurteilung von Oberflächen vor dem Aufbringen von Beschichtungen sind geregelt in
DIN EN ISO 8501 „ Vorbereitung von Stahloberflächen vor dem Auftragen von Beschichtungsstoffen. - Visuelle Beurteilung der Oberflächenreinheit“

  • Teil 1: „Rostgrade und Oberflächenvorbereitungsgrade von unbeschichteten Stahloberflächen und Stahloberflächen nach ganzflächigem Entfernen vorhandener Beschichtungen“
  • Teil 3: „Vorbereitungsgrade von Schweißnähten, Kanten und anderen Flächen mit Oberflächenunregelmäßigkeiten“

Tabelle 1: Vorbereitungsgrade von Schweißnähten, Kanten und anderen Flächen mit Oberflächenunregelmäßigkeiten (entspr. DIN EN ISO 8501-3)

Beschreibung der
Unregelmäßigkeiten
Darstellung Vorbereitungsgrade
P1 P2 P3
Schweißspritzer schweissspritzer.jpg entfernen
(nur lose)
[siehe a]
entfernen
(lose und leicht anhaftende)
[siehe b]
entfernen (alle)
[siehe c]
geriffelte/profilierte Schweißnähte riffeloberflaeche.jpg zulässig scharfe, unregelmäßige Profilierungen entfernen gesamte Oberfläche muss glatt sein
Schweißschlacke schlacke.jpg zu entfernen
Randkerben randkerbe.jpg zulässig Oberflächen wie erhalten nicht zulässig
Oberflächenporen porositaet.jpg zulässig ausreichend offene Poren sind zulässig nicht zulässig
Endkrater endkrater.jpg zulässig scharfe Kanten entfernen nicht zulässig
gewalzte Kanten kanten_gewalzt.jpg zulässig Mindestradius: 2 mm
Kanten, hergestellt durch Stanzen,
Schneiden oder Sägen
schnittkanten.jpg nicht scharf glatt Mindestradius: 2 mm
thermisch geschnittene Kanten schnittkanten_therm.jpg von Schlacke und Zunder befreien Unregelmäßigkeiten nicht zulässig Fläche nachbearbeiten, Mindestradius: 2 mm
Löcher und Krater krater.jpg erlaubt, falls ausreichend offen nicht zulässig
Schuppen schuppen.jpg von abgehobenem Material befreien nicht zulässig
Überwalzungen und Trennungen ueberwalzung.jpg von abgehobenem Material befreien nicht zulässig
eingewalzte Fremdstoffe einwalzungen.jpg nicht zulässig
Riefen riefen.jpg zulässig Mindestradius: 2 mm nicht zulässig
Furchen zulässig Mindestradius: 2 mm Mindestradius: 4 mm
Eindrücke und Markierungen vom
Walzen
walzmarkierungen.jpg zulässig zulässig, falls glatt nicht zulässig


Entsprechend dem Aussehen der zu beschichtenden Oberflächen und den Anforderungen an die aufzubringende Beschichtung (Korrosionsschutz, Design, …) unterscheidet die DIN EN ISO 8501-1 zwischen

  • ganzflächiger (primärer) Oberflächenvorbereitung
    Walzhaut/Zunder, Rost, vorhandene Beschichtungen und Verunreinigungen werden komplett von der Stahloberfläche entfernt.
    und
  • partieller (sekundärer) Oberflächenvorbereitung
    Rost und andere Verunreinigungen werden entfernt, intakte Beschichtungen oder Überzüge verbleiben.

Nachfolgende Übersicht zeigt die verschiedenen Arten der Oberflächenvorbereitung und die damit zu erreichenden Oberflächenvorbereitungsgrade entsprechend DIN EN ISO 8501-1. In Tabelle 2 sind die Anforderungen an die Oberflächen entsprechend dem gewählten/ geforderten Oberflächenvorbereitungsgrad zusammengestellt.

Oberflächenvorbereitungsgrade Verfahren
primär sekundär
Sa 1 P Sa 2 Strahlen
Sa 2 P Sa 2,5
Sa 2 1/2 P Sa 3
Sa 3
St 2 P Ma Von Hand oder maschinell betriebene Werkzeuge
St 3 P St 2
Be Beizen
Fl Flammstrahlen


Tabelle 2: Oberflächenvorbereitungsgrade und Anforderungen an die vorbereiteten Oberflächen

Vorbereitungsgrad Zustand der vorbereiteten Oberflächen
Sa 1 sa_1.jpg Lose[r] Walzhaut/Zunder, loser Rost, lose Beschichtungen und lose artfremde Verunreinigungen sind entfernt.
Sa 2 sa_2.jpg Nahezu alle[r] Walzhaut/Zunder, Rost, Beschichtungen und nahezu alle artfremden Verunreinigungen sind entfernt.
Alle verbleibenden Rückstände müssen fest haften.
Sa 2½ sa_2.5.jpg Walzhaut/Zunder, Rost, Beschichtungen und artfremde Verunreinigungen sind entfernt. Verbleibende Spuren sind allenfalls noch
als leichte fleckige oder streifige Schattierungen zu erkennen.
St 2 Lose[r]Walzhaut/Zunder, loser Rost, lose Beschichtungen und lose artfremde Verunreinigungen sind entfernt.
St 3 Lose[r] Walzhaut/Zunder, loser Rost, lose Beschichtungen und lose artfremde Verunreinigungen sind entfernt. Die Oberfläche muss
jedoch viel gründlicher bearbeitet sein als für St 2, so dass sie einen vom Metall herrührenden Glanz aufweist.
Fl Walzhaut/Zunder, Rost, Beschichtungen und artfremde Verunreinigungen sind entfernt. Verbleibende Rückstände dürfen sich
nur als Verfärbung der Oberfläche (Schattierungen in verschiedenen Farben) abzeichnen.
Be Walzhaut/Zunder, Rost, Beschichtungen und artfremde Verunreinigungen sind vollständig entfernt. Beschichtungen müssen
vor dem Beizen mit Säure mit geeigneten Mitteln entfernt werden.
P Sa 2½
und P Ma
Festhaftende Beschichtungen müssen intakt sein. Von der Oberfläche der anderen Bereiche sind lose Beschichtungen und
Walzhaut/Zunder, Rost und artfremde Verunreinigungen entfernt.
Verbleibende Spuren sind allenfalls noch als leichte, fleckige oder streifige Schattierungen zu erkennen.


Das Aussehen der vorbereiteten Stahloberfläche hängt vom ursprünglichen Oberflächenzustand und dem für die Oberflächenvorbereitung angewendeten Verfahren ab. Bei der Beurteilung des Ausgangszustandes unterscheidet man nach DIN EN ISO 8501-1 nachstehende Rostgrade:

Beispiele für unbehandelte Stahloberflächen
bild_1.jpg A: Stahloberflächen mit festhaftendem Zunder bedeckt,
… in der Hauptsache frei von Rost
bild_2.jpg B: Stahloberfläche mit beginnender Zunderabblätterung
… und beginnendem Rostangriff
bild_3.jpg C: Stahloberfläche, von der der Zunder weggerostet ist
… oder sich abschaben lässt, die aber nur wenige, für das Auge
… sichtbare Rostnarben aufweist
D: Stahloberfläche, von der der Zunder weggerostet ist
… und die zahlreiche, für das Auge sichtbare Rostnarben aufweist


Die Reinheit wird nur nach dem Aussehen der Oberfläche durch Sichtvergleich mit Vergleichsnormalen nach DIN EN ISO 8501-1 bewertet.
(Für Beschichtungen, die stärkeren Korrosionsbelastungen ausgesetzt sind, ist eine Prüfung auf lösliche Salze und andere nicht sichtbare Verunreinigungen nach verschiedenen Teilen von DIN EN ISO 8502 zweckmäßig.)

Für die Bewertung des Rauheitsgrades gilt das Vergleichsmusterverfahren nach DIN EN ISO 8503-2. Die Rautiefe kann mit geeigneten Tastschnittgeräten nach DIN EN ISO 8503-4 erfolgen.
Für die zu beschichtende Stahloberflächen soll die Rauheit dem Rauheitsgrad „mittel G“ oder „mittel S“ nach DIN EN ISO 8503-1 entsprechen. Die mittlere maximale Rautiefe Ry5 (früher RZDIN) soll ca. 40 bis 80 μm betragen.


Bild 4: Versch. Vorbereitungsgrade bei Ausgangszustand C
Bild 4: Versch. Vorbereitungsgrade bei Ausgangszustand C

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